Treppenhaus-Tour durch Hamburg

Einmal die Treppenhäuser in Hamburg zu fotografieren stand schon sehr Lange auf meiner Wunschliste. Obwohl ich mindestens einmal im Jahr in Hamburg bin, ist mir das bisher nicht gelungen, da ich doch i.d.R. am Wochenende in meiner Lieblingsstadt bin und da haben die Bürogebäude meist geschlossen. Diesmal war ich aber unter Woche dort und konnte nun endlich meine Treppenhaus-Tour umsetzen.

 

Hamburg hat viele wunderbare Facetten. Eine davon ist die Architektur. Ich glaube, jeder Architekt, der etwas auf sich hält, hat sich gewünscht einmal in Hamburg zu bauen. Die Hamburger und nicht nur die, lieben Ihre Stadt und Ihre Häuser. Allen voran natürlich die Elbphilharmonie, aber auch das Rathaus, das beeindruckende Spiegelhaus, den Dönerspieß  (Marco-Polo-Tower), das Schauspielhaus, die Docklands, die großen beeindruckenden Hotels wie z.B. das Hotel Atlantik Kempinski um nur einige zu nennen. Aber auch vor allem geprägt durch den Hafen besitzt die Stadt viele beeindruckende Gebäude, die sogenannten Kontorhäuser.

Die Erfolgsgeschichte der Kontorhäuser in Hamburg startete bereits am Ende des 19. Jahrhundert. Sie zeichnen sich durch eine gradlinige Architektur aus. Auf einer großen Grundfläche wurden diese Häuser meist mit 6-8 Stockwerken gebaut. Die Besonderheit an dieser Art von Häusern lag aber vor allem in Ihrer Nutzung, da Sie von vornherein als Bürogebäude gebaut wurden und nicht als Wohn- oder Lagergebäude. In Hamburg kommt noch die Nähe zum Hafen und zur Speicherstadt zum Tragen, so verwundert es kaum, dass in den Kontorhäusern vornehmlich Reedereien Ihren Sitz fanden um dort Ihre administrativen Aufgaben zu erledigen.

Das wohl bekannteste Kontorhaus in Hamburg ist das Chilehaus. Die Architektur erinnert dabei an den Bug eines großen Schiffes. Besonders interessant aus fotografischer Sicht, sind die wundervollen Treppenhäuser. Meist gibt es in einem der Kontorhäuser gleich mehrere davon.

Ich hatte aber auch noch eine weitere Motivation für diese Tour. Seit dem letzten Black-Friday schlummert das Samyang XP 10mm Objektiv in meiner Sammlung und wartete bisher vergebens darauf zum Einsatz zu kommen. Ich hatte ein Foto gesehen mit dieser Brennweite und war sofort hin und weg davon. Zugegeben ein nicht sehr günstiger Spaß mit knapp 1000 Euro aber dafür bekommt man Fotos, die schon sehr sehr besonders sind. Und sind wir ehrlich, als Fotograf möchte man doch das besondere Foto machen, dass man vielleicht nicht schon 100 mal zuvor so gesehen hat.

 

Die Qualität des Objektivs wird in vielen Tests als sehr gut beschrieben, was ich bereits hier bestätigen kann, aber... die Linse ist ausladend groß, was ein Arbeiten mit Filtern nahezu unmöglich macht. Es wiegt gefühlt eine Tonne (780 Gramm). Es ist ausschließlich manuell zu bedienen und nur mit Adapter an meine Canon R6 zu betreiben. Ich hatte bereits vom ersten Foto an, den Eindruck, das ist eine Diva. Der Eindruck sollte sich auch später bestätigen.

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Samyang XP 10mm


Nach einer recht aufwendiger Internet-Recherche hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt, mit der Reihenfolge in der ich die Treppenhäuser besuchen und fotografieren wollte. Leider gab es ein paar Dinge die ich nicht so gut recherchiert habe oder wo aktuelle Baumaßnahmen den Zutritt zum Gebäude nicht zuließen. Trotzdem bin ich mit der Ausbeute doch sehr zufrieden. Am Tag zuvor hatte ich übrigens das E-Scooter fahren für mich entdeckt. Macht einen Heidenspaß, zumal das Wetter für Hamburger Verhältnisse extrem gut war. Also Minimalgepäck bestehend aus Kamera, Objektiv und Ersatzakku eingepackt und los ging es.

Der Meßberghof oder wer nah am Gelände steht sollte seine Füße verstecken

Der Meßberghof oder auch Ballinhaus genannt, war schon das erste fette Highlight. Zunächst wirkt das Treppenhaus eher etwas düster und unscheinbar. Die Kacheln sowohl am Boden als auch an der Wand lassen zunächst den Charme der 70er versprühen. Aber mit jeder Treppe die ich dann weiter hinauf ging machte alles mehr und mehr Sinn. Eine wirklich beeindruckende Komposition aus warmen Gelb- und Brauntönen. Der Blick von ganz oben ist einfach gigantisch.

Gleichzeitig konnte ich hier die erste Erkenntnis zum Objektiv gewinnen. Ist mir zwar erst später aufgefallen aber merke: Wer nah am Gelände steht, sollte seine Füße verstecken. Tatsächlich habe ich diese Art von Selfie doch recht häufig gemacht. Der extreme Blickwinkel von 130 Grad macht es "möglich".

Weitwinkel ist nicht alles

Im Chilehaus haben mir die Eingangsbereiche fast besser gefallen als die Treppenhäuser selbst. Kann aber auch daran liegen, dass ich nicht alle Treppenhäuser entdeckt habe. Die Eingangshalle ließ einen direkt wissen, dass wir hier nicht im sozialen Brennpunkt von Hamburg unterwegs sind, sondern es riecht nach Geld, Business aber auch Geschichte und Kultur.

Zweite Erkenntnis: Weitwinkel ist nicht alles.  

Klar macht die 10mm Brennweite ordentlich etwas her, aber Sie passt einfach nicht immer. Hier im Chilehaus hätte ich mir doch etwas Zoom gewünscht um den Ausschnitt zu begrenzen. Zum Glück kann ich ja in der Bildbearbeitung noch „kroppen“. Die nächsten beiden Bilder sind identisch! nur der Ausschnitt ist unterschiedlich gewählt.

Der Sprinkenhof

Nur einige Meter gegenüber dem Chilehaus liegt der Sprinkenhof. Eine Explosion an Farben und Formen. Für mich eines der schönsten Treppenhäuser in Hamburg. Hier funktioniert auch das Hochkant- oder Porträtformat ganz gut. Außerdem ist im Sprinkenhof sowohl der Blick von oben nach unten als auch umgekehrt sehr attraktiv. Das gilt nicht für jedes Treppenhaus. Manchmal klappt nur von oben nach unten, manchmal nur umgekehrt.

Der Holstenhof

Auch der Holstenhof wirkt von aussen eher unscheinbar. Eingebunden in einen ganzen Straßenblock ist auch kaum zu erkennen wo das Gebäude beginnt und wo es endet. Dem entsprechend hatte ich dann auch den falschen Eingang gewählt und fand mich einem eher schlichten modernen Treppenhaus wieder. Ein freundlicher Anwohner half mir dann aber die Sprünge und verwies auf einen anderen Hauseingang, der zu meinem Leidwesen verschlossen war. Ich wartete ein paar Minuten und tatsächlich kam jemand aus dem Haus, so dass ich mich hineinschmuggeln konnte.  

Eher untypisch für Hamburg und für Fotografen herausfordernd, war das sonnendurchflutete Treppenhaus. Trotz einiger Schatten fand ich auch dieses Treppenhaus sehr fotogen. Besonders beeindruckend war das gusseiserne Treppengeländer und die Gestaltung der Wände.

Der Laeiszhof

Der Laeiszhof ist ebenfalls ein Kontorhaus am Nikolaifleet gelegen auf den ich mich besonders gefreut hatte, denn er gehört zu einem der öffentlichen Gebäude in Hamburg, die noch über einen Paternoster verfügen. Ich liebe es mit einem Paternoster zu fahren. Der Innenbereich erinnerte mich an ein historisches Kreuzfahrtschiff. Vielleicht war das auch die Idee der Reederei Laeisz, die dieses Gebäude für fast eine Million Reichsmark im Jahre 1897 erbauen liess.

Das Zürichhaus

Mein erster Eindruck beim Betreten des Zürichhauses war erstmal "wow". Wieviel Platz beim Bau eines Bürogebäudes kann man unbebaut lassen? Macht das Sinn? Man kommt in ein riesiges Atrium mit einem Glaskuppeldach. Am Ende der Halle befindet sich eine Wendeltreppe die mit Efeu verziert ist, links und rechts Büros und der Hammer ist, dass es das Ganze zweifach gibt. Wirklich beeindruckend.

Nachdem ich mir die Wendeltreppen vorgenommen hatte bin noch weiter durch das riesige Gebäude geschlendert ohne zu wissen, was da am Ende des Komplexes noch "schlummerte". Ein hochmodernes Treppenhaus, nahezu ausschliesslich in schwarz und weiss gehalten, geschmückt mit einem Pendel das sich über die gesamte Höhe des Gebäudes erstreckte. Ein Augenschmaus, bei dem die 10 Millimeter meines Objektives sowohl hochkant wie auch im Querformat so richtig zur Geltung kamen.

Das Afrikahaus

Das Afrikahaus wirkt von innen mal so garnicht afrikanisch, eher sehr aufgeräumt und minimalistisch. Dafür wird man aber nach dem großen Eingangstor, das mit einer Statue eines afrikanisches Kriegers geschmückt ist, von zwei riesigen Elefanten begrüßt. Das mach schon einmal Eindruck.

Das Afrikahaus wurde wie die meisten Kontorhäuser zur Jahrhundertwende (1899) gebaut. Seit 1972 steht es unter Denkmalschutz. Bauherr war die Reederei Woermann, die unter anderem die "Ost-Afrika-Linie" betrieb, die dann sicherlich auch Namensgeber für dieses Kontorhaus war.

Das Versmannhaus

Das Versmannhaus liegt in unmittelbarer Nähe zum Hamburger Rathaus und gehört zu den "jüngeren" Häusern meiner Tour. Das Treppenhaus zeichnet sich besonders durch seinen grünen Boden aus. Darüber hinaus gibt es einen Mix aus modernen Elementen, wie den hochglänzenden Edelstahlaufzügen und klassischen Elementen wie den schweren Holztüren aus Mahagoni.

Der Esplanadebau

An der Esplanade, der Verlängerung der Lombardsbrücke, liegt der Esplanadebau. Das Kontorhaus wurde im Jahr 1915 für den damals sehr bekannten deutschen Automobilhersteller Adlerwerke gebaut.

Fast typisch für die Kontorhäuser ist auch der Esplanadebau von Aussen sehr unscheinbar, von Innen dafür um so prunkvoller. Sehr eindrucksvoll sind die kreisrunden ("hüstl") Aussparungen in der Mitte des Treppenhauses, die von sehr schönen weissen Geländern mit edlem hölzernen Handlauf umgeben sind.

Das Dermatologikum - hört sich komisch an, ist aber so.

Das Dermatologikum ist ein ziemlich großer und verwirrender Gebäudekomplex. Es gibt verschiedene Treppenhäuser und ich bin mir nicht sicher, dass ich alle gesehen habe. Das hier gezeigte Treppenhaus versteckte sich nur von aussen zugänglich am äussersten Ende des Hauses.

Fazit:

Das Samyang 10mm Superweitwinkel-Objektiv macht viel Freude und Arbeit. Man muss die Kamera sehr exakt justieren um nicht ungleichmäßige Verzerrungen zu erhalten. Der Aufnahmebereich ist mehr als beeindruckend. Die Bildqualität ist ebenfalls sehr gut. Ich habe gehört, dass es bei Offenblende an den Rändern zur Unschärfe neigt. Da ich ausschliesslich mit Blende Acht fotografiert habe, kann ich das nicht bestätigen. Ich versuche ohnehin nie komplett die Blende zu öffnen oder zu schliessen, da dies i.d.R. zu schlechteren Bildergebnissen führt. Was mir an dem Objekt nicht gefällt, ist der Einstellring zum Fokussieren. Er ist aus Gummi und hat eine glatte Oberfläche, was nicht so richtig zu dem sonst sehr wertigen Objektiv passt.

 

Die Treppenhäuser in Hamburg sind einfach mega. Der prunkvolle und elegante Stil, besonders von den Kontorhäusern macht schon beim betreten der oftmals großzügigen Eingangshallen, sehr viel Freude. Zusammen mit meiner Canon EOS R6 und dem Samyang Objektiv ist es ein Eldorado für Architekturfotografie.  Tatsächlich habe ich nicht einmal die Hälfte der Treppenhäuser fotografiert, die auf meiner Liste standen. Daher freue ich mich schon jetzt auf eine weitere Treppenhaus-Tour durch Hamburg, die sicherlich nicht lange auf sich warten lässt.

 

Wenn Du auch einmal Hamburg von der fotografischen Seite kennenlernen möchtest, lade ich dich herzlich zu meiner Fototour durch Hamburg ein. Ich verspreche dir schon jetzt ein unvergessliches Wochenende mit wundervollen Fotos und einem "Rund-um-sorglos-Paket". Näheres Infos dazu findest Du hier: Fototour Hamburg 

 

Dein Frank

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